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Migräne Black Box

Projektart

Mixed Media

Datum

August 2025

Im Kurs „Zines, Künstler:innenbücher und Buchobjekte“ von Karin Kraemer, als Teil von Pentiment, der 35. Internationalen Sommerakademie für Kunst und Design (Hamburg, 2025), entstand die Migräne Black Box. Eine Archivbox – groß, matt, verschlossen – wird zum Schauplatz für fragmentierte Erfahrungen mit chronischer Migräne.

Nicht ein einziges Buch. Vielmehr versammelt sich hier eine lose Ordnung aus Einzelwerken, Heften, Objekten. Daumenkino und großformatige Bildkörper, fragile Fäden, gefaltete Schatten, durchscheinende Karten – eine Vielstimmigkeit aus Formen und Materialien, die die Unübersichtlichkeit des Migränealltags spiegelt.

Was bleibt, ist das Ringen mit dem Unsichtbaren. Die Werke machen Symptome, Stillstand, Energiehaushalt, Kontrollverlust oder Spielmechaniken sichtbar, ohne das Chaos zu glätten. Manche Beiträge nehmen die Gestalt von Büchern und Heften an, andere wachsen installativ, vernetzen Strukturen, überlagern Trigger, öffnen Sichtfenster und Entscheidungsräume.

Die Sammlung verweigert die Übersicht, bleibt bewusst disparat: wie das Leben mit Migräne, das sich nie in einen festen Rahmen zwängen lässt. Gleichzeitig bietet die Box Raum für Aufklärung: Ein „Beipackzettel“ informiert über Migräne, räumt mit Stigma und Vorurteil auf und verweist auf weiterführende Anlaufstellen.

So entsteht ein künstlerischer Kosmos aus Fragmenten: Schwarz. Vielstimmig. Offen für das, was fehlt, und das, was bleibt.

Methoden und Materialien
> Collage, Zeichnung, Typografie
> Malerei und Fotografie
> experimentelle Buchbindetechniken (Fadenheftung, Leporello, Daumenkino)
> Objekte aus Papier, Karton und Transparentpapier

Gezeigt wurde die Migräne Black Box erstmals am 24. August 2025 im Rahmen der Sommerakademie an der HAW Hamburg. Die Präsentation erfolgte in Form einer Archivsituation: eine Tischfläche mit weißem Tuch, Tischleuchte, Post-Its sowie ausgedruckten Beipackzetteln. Besucher:innen konnten die Werke aus der Box entnehmen, eigene Gedanken notieren und zurücklassen.

Werksliste

001 Fragmente einer Explosion
Büsten mit berstenden Köpfen, auseinander geschnitten und neu zusammengesetzt.
Migräne zeigt sich nie gleich – sie bleibt unberechenbar, wechselhaft, fragmentiert.

002 Wellen der Auslöser
Kreise und Trigger überlagern sich, bis sie eine Schwelle erreichen. Nicht ein Grund
macht krank, sondern das Zusammenspiel vieler.

003 Im Faden der Symptome
Leuchtende Fäden umschlingen eine Figur, die in der Luft hängt. Migräne fesselt mich
an mehr als nur Kopfschmerz – auch an Übelkeit, Erschöpfung, Schwindel.

004 Überreizt
Ein Leporello aus grellem Licht, Drähten, Geräuschen und Gerüchen. Reize werden
zu Angriffen, die den Körper unbewohnbar machen.

005 Stillstand in drei Akten
Daumenkino einer Attacke: Tanz – Sturz – Wiederaufstehen. Migräne reißt mich
abrupt aus der Bewegung und lässt die Welt weiterlaufen, während ich liege.

006 Skizzen eines Schmerzhirns
Ein bearbeitetes Notizbuch, gefüllt mit Collagen, Versuchen und Gedanken. Ein
Tagebuch der Symptome, Ideen und kleinen Fluchten.

007 Trigger-Run
Ein Papier-Videospiel, in dem eine Spielfigur gegen Trigger kämpft und Pausen
sammelt. Doch die Energiepunkte schwinden schneller, als man sie auffüllen kann.

008 Alltägliche Belichtungen
Selbstporträts während Attacken, aneinandergereiht wie ein Streifen aus der
Fotokabine. Migräne ist für mich ebenso alltäglich wie andere ihre Urlaubsselfies
machen.

009 Im Kreis der Gedanken
Ein Kreislauf aus weißen Wörtern, die das Kopfkino einer Attacke beschreiben:
Warten, Abwägen, Tabletten, Zweifel. Migräne denkt immer mit.

010 Neon-Angst
Fotos vom Herd, darüber ein Gehirn mit leuchtender Amygdala. Schmerz und
Angst verschränken sich so eng, dass sie kaum mehr zu trennen sind.

011 Control (gestrichen)
Ein Leporello voller Naturmuster. Migränegehirne sehen zu viel – Linien, Wellen,
Strukturen. In diesem Kontrollverlust steckt auch eine besondere Schönheit.

012 Fenster zur Teilhabe
Leere Medikamentenblister öffnen Sichtfenster auf Aquarellwelten. Die Tabletten
schenken Teilnahme am Leben, und zugleich Abhängigkeit.

013 Entscheidungen im Schmerzraum
Ein Spielheft zum Durchblättern: Triptan – ja oder nein? Jeder Weg führt anders,
keiner leicht. Migräne verlangt ständige Entscheidungen.

014 Nie unter Vier
Eine Schmerzskala mit beweglicher Figur. Schmerzfreiheit gibt es nicht – der
Alltag beginnt nie unter vier.

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