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BROKEN ECHOS

Projektart

Installation

Datum

November 2025

Standort

Kiel

Audiovisuelle Installation

BROKEN ECHOS führt in die innere Topografie der Migräne – ein Zustand zwischen Überreizung, Erschöpfung und dem Versuch, inmitten von Chaos Bedeutung zu halten. Die Installation verbindet skulpturale Elemente, Video und Zeichnung zu einem Raum, der körperliche und emotionale Resonanzen erfahrbar macht.

Im Zentrum hängen zwölf Hämmer von der Decke, ein dreizehnter ruht auf dem Fensterbrett. Sie stammen aus dem Nachlass des Vaters der Künstlerin. Als Alltagsobjekte tragen sie die Spuren ihrer Nutzung, als Ensemble werden sie zu Symbolen einer familiären Linie: drei Generationen, die mit Migräne leben. Die Hämmer stehen zugleich für die schlagende, pochende Körperlichkeit der Erkrankung – für Druck, Wucht, Wiederkehr.

Ergänzt wird die skulpturale Struktur durch zwei digitale Zeichnungen auf Stoff aus der Serie *31 Threads of Pain* (Nr. 6 und Nr. 26). Fragmentierte Gesichter, gehalten von dünnen roten Fäden, zeigen Zerreißproben: Was bricht, was hält – und zu welchem Preis? Die ausgefransten Ränder lassen die Motive in den Raum auslaufen und verstärken den Eindruck eines Zustands, der nie ganz zur Ruhe kommt.

Das Videoelement der Installation zeigt überlagerte Wellenaufnahmen, verlangsamt und entgrenzt. Das Meer wird hier zu einer Metapher für Migräne: rhythmisch, unvorhersehbar, oszillierend zwischen Anspannung und Entladung. Die fließenden Bewegungen stehen im Kontrast zur Schwere der Hämmer – ein Spannungsfeld aus Druck und Weite.

Klang bildet die zweite Achse der Arbeit. In enger Zusammenarbeit mit dem Kieler DJ Sibbedaiah entstand eine Soundkomposition, die sich in vier Phasen entwickelt: Reizüberflutung, Schmerz, Rückzug, Erschöpfung. Digitale Spitzen, pulsierende Tiefen und lange Zwischenräume erzeugen eine akustische Dynamik, die den Raum formt und zugleich die Wahrnehmung der Besucher:innen moduliert. Die Möglichkeit, den Raum mit oder ohne Gehörschutz zu betreten, wird Teil der Installation: ein Spiel mit Distanz, Selbstschutz und Nähe.

Ausliegende Karten laden dazu ein, eigene Gedanken, Empfindungen oder Assoziationen zum Thema Migräne zu notieren. An den Wänden angebracht, werden diese Stimmen zu einem wachsenden Resonanzraum, der die Installation fortschreibt und den Dialog öffnet.

BROKEN ECHOS macht sicht- und hörbar, was Migräne oft unsichtbar hält: Brüche, Überlagerungen, Muster des Aushaltens. Die Installation ist ein Versuch, Schmerz in Form, Klang und Bewegung zu übersetzen – fragmentarisch, vielschichtig, offen. Die Resonanz der Besucher*innen zeigt, wie unmittelbar BROKEN ECHOS wirkt. Eine Besucherin sagte nach dem Betreten des Raums, die Kombination aus Sound, Licht und Enge fühle sich „genau so an wie Migräne“ – ein Moment, in dem Kunst und Erfahrung deckungsgleich wurden. Eine andere betonte, wie wichtig es sei, diesem unterrepräsentierten Thema endlich Raum zu geben.

BROKEN ECHOS ist im Kontext der "Listening Sessions" des Atelier umraum e.V., einem Format, in dem Künstler:innen und DJs gemeinsam Klang und Raum erforschen, entstanden und wurde von der Stadt Kiel gefördert.

Die Installation wurde am 14. und 22. November jeweils von 17.00 Uhr bis 21.00 Uhr im Impulswerk Alte Mu e.V. statt.

Präsentiert wurde Broken Echos in einem etwa 18 m² großen Hauptraum, während der DJ im angrenzenden Vorraum von rund 9 m² spielte. Die Projektion entstand über einen Beamer, die Hämmer aus dem Nachlass meines Vaters waren mit Haken und transparenter Angelschnur an der Decke befestigt – simple Mittel, die im Zusammenspiel eine dichte, körperliche Atmosphäre geschaffen haben.

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